Mein jüngster Patient ist 4 Jahre alt und die Eltern beschrieben mehrfach pro Monat auftretendes Unwohlsein, das Kind berichte über Bauchschmerzen, halte sich die Hände an den Kopf und verkrieche sich am liebsten unter der Bettdecke. Diese Merkmale charakterisieren die typischen Beschwerden der kindlichen Migräne. Eine Befragung ergab, dass 45% der Kinder Kopfschmerzen haben, 4,5% davon beschreiben Symptome, die auf eine Migräne hinweisen. Im Mittel erfolgt die Erstmanifestation ab dem 14. Lebensjahr, Ausnahme zeigen aber, dass diese Angabe eine große Streuung aufweist.
Während einer
Biofeedback-Therapie wird dem Patienten ein Biosignal, welches in den Entstehungsmechanismus der Migräne einbezogen ist, zurückgemeldet, um dieses dann durch den Patienten willentlich zu beeinflussen. Bei der Migräne geht man davon aus, das einer Blutgefäßweitstellung entgegengewirkt werden muss, ähnlich wie es moderne Medikamente auf chemischem Wege tun. Als Biosignal eignet sich dazu der an der Schläfenarterie messbare Blutvolumenpuls. Als Rückmeldesignal eignet sich am besten ein Kreis oder ein dreidimensionaler Ring, der dem Patienten auf einem Bildschirm dargeboten wird. Den Durchmesser dieses Feedbacksignals zu verändern ist das Ziel der Therapie. Dieses auch als Vasokonstriktionstraining beschriebene Verfahren ist gut geeignet, die in Entstehung befindlichen migräneartigen Kopfschmerzen willentlich zu beeinflussen.
Die Patienten müssen versuchen, durch Gedanken und emotionale Situationen und Stimmungen Körperprozesse auszulösen, die zu einer kurzzeitigen Blutgefäßengstellung führen. Der Erfolg derartiger Veränderungen des Durchmessers der Schläfenarterie kann direkt auf einem Bildschirm verfolgt werden. Um eine Migräneattacke auf diesem Weg erfolgreich zu unterdrücken, sollte diese Blutgefäßengstellung mehrere Minuten aufrecht erhalten werden. Dies zu erlernen setzt erfahrungsgemäß bis zu 10 Sitzungen voraus, die nach einem fixen Schema absolviert werden sollten. So wechseln sich nach einer 3minütigen Ruheaufzeichnung mehrere Vasokonstriktionsabschnitte von jeweils 3 Minuten Dauer mit Entspannungsabschnitten von jeweils 1 Minute Dauer ab. Dieses Therapieschema hat sich sowohl bei Erwachsenen wie auch kindlichen Patienten bewährt.
Der Therapieerfolg soll am Beispiel eines 8-jährigen Jungen, der an 3-4 kindlichen Migräneattacken/Monat litt, gezeigt werden.
Bereits nach 4 Sitzungen konnte der kindliche Patient mehrere Migräneattacken erfolgreich durch willentliche Vasokonstriktion selbst in der Schule beeinflussen und ausschalten. Wichtig beim Erlernen dieser Prozesse ist, das der Patient bestimmte Verhaltenstechniken mit nach Hause nehmen kann, um diese in Form von Hausaufgaben zu üben und im Alltag anwenden zu können.
Das Kind hat nur noch selten Migräne, was zeigt, das durch dieses Training auch ein gewisser prophylaktischer Therapieeffekt erreicht werden kann.
Weitere erfolgversprechende Anwendungsmöglichkeiten von Biofeedback sind:
Migräne, Spannungskopfschmerzen, Muskelverspannungen, Rückenschmerzen, Schlafstörungen, Depressionen, Ängste, Mobbing, Atemstörungen, Durchblutungsstörungen, Hirnleistungsstörungen, Harn- und Stuhlinkontinenz